Eschweiler Haben Tausendfüßler eigentlich wirklich tausend Füße? Wie baut man eine Nisthilfe für Bienen? Und wie können wir nachhaltige Farben selbst herstellen? Das alles haben zahlreiche Schüler aus Eschweilers Grundschulen dieser Tage lernen können.
Tausendfüßler haben nicht wirklich tausend Füße. Das war den Schülern der Don-Bosco-Grundschule spätestens dann klar, als sie die Insekten unter dem Mikroskop begutachtet hatten. Und dennoch waren sich alle einig, dass so ein Tausendfüßler eine beachtliche Menge an Beinen hat. „Am Anfang hatte ich wirklich keine Lust auf Insekten, aber am Ende des Tages war ich begeistert. Das hat total Spaß gemacht“, erzählt eine der Schülerinnen.
Die Frage nach den Tausendfüßlern und anderen Insekten ist eine von vielen Fragen, denen zahlreiche Grundschüler der Don-Bosco-Schule, Eduard-Mörike-Schule, der Barbaraschule und der Evangelischen Grundschule Stadtmitte in Eschweiler dieser Tage nachgehen.
Die vier Grundschulen nehmen in diesem Jahr wieder an den Ferienakademien des städteregionalen Bildungsbüros teil. Unter dem Motto „FAIRstehen und FAIRändern: Ich, du, wir gestalten unsere Welt!“ geht es im dritten Jahr in Folge um das Thema Nachhaltigkeit. Weitere Schulen aus Alsdorf und Aachen nehmen ebenfalls an den Akademien teil.
Zwei Wochen lang lernen die Kinder zahlreiche Dinge über naturwissenschaftliche Themen. Im Vordergrund steht die individuelle Förderung, insbesondere im Bereich der Mint-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Fairness spielen eine wichtige Rolle“, sagt Ilona Hartung vom Bildungsbüro der Städteregion.
Umso wichtiger sei es, diese Themen den Kindern schon früh näherzubringen. Wegen der Coronavirus-Pandemie war lange unklar, ob die Ferienakademien, die vom Bildungsbüro jährlich mit 25.000 Euro finanziert und koordiniert werden, überhaupt stattfinden können. „Dass es uns jetzt aber unter den entsprechenden Hygienevorschriften doch gelungen ist, ist natürlich wirklich toll“, sagt Hartung.
„Ein Gewinn für die Kinder“
Und auch die Kinder profitieren davon in besonderem Maß. „Im Vergleich zu normalen Ferienspielen lernen die Kinder in der Ferienakademie auch spielerisch etwas dazu“, sagt Mariethres Kaleß, Vorsitzende des Kinderschutzbundes. „Es ist immer ein Unterschied, ob die Kinder einfach nur einen Ausflug zu einem Bach machen, oder ob sie dort sind, um bestimmte Untersuchungen zu kleinen Fischen oder Krebstieren zu machen. Das ist spannend und ein Gewinn für die Kinder“, sagt sie.
In den zwei Wochen der Ferienakademie lernen die Schüler der Don-Bosco-Schule vor allem Themen aus den Mint-Bereichen kennen – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Auch Pascal Erbas (10), Aayan Patel (9) und Inaya Patel (6) sind begeistert (v.l.n.r.). Foto: Anke Capellmann
So haben die Schüler in den vergangenen Tagen auch etwas über die Übertragung von Bakterien und Viren gelernt. Mit Paprikapulver als Bakterien an den Händen konnten sie sehen, wie schnell sich besagtes Pulver eigentlich verteilt, wenn man unbedacht andere Gegenstände oder gar Menschen anfasst.
Eine Sprühflasche mit Wasser verdeutlichte, wie weit Aerosole durch die Luft fliegen, wenn man zum Beispiel nicht in die Armbeuge niest. Auch das Bauen von Nisthilfen für Bienen stand auf dem Plan. Ebenso wurde den Kindern gezeigt, wie sie zum Beispiel aus Rotkohl nachhaltige Farbe herstellen und damit auch malen können.
„Das ist wirklich klasse, was wir hier machen. Es sind interessante und echt coole Sachen dabei“, sagt die zehnjährige Anne Koblitz. Vor zwei Jahren hatte sie schon einmal an der Ferienakademie teilgenommen. „Ich bin froh, hier zu sein. Wäre ich zu Hause, würde ich wahrscheinlich den halben Tag telefonieren“, sagt sie und lacht.
Wenn Tiere gerettet werden
Auch Pascal Erbas (10) ist begeistert von den naturwissenschaftlichen Themen. „Wir haben auch schwachen Hummeln geholfen, wieder auf die Beine zu kommen, indem wir ein paar Blüten genommen und zerkleinert haben, um sie den Hummeln als Nahrung anzubieten“, sagt er. Nach zehn bis 20 Minuten hätten die Hummeln dann oft wieder fliegen können. „Das ist ein schönes Gefühl, die Tiere gerettet zu haben.“
Ein weiteres Thema, das dieser Tage anstand, war das richtige Trennen von Müll. Unter dem Motto „Einfälle statt Abfälle“ konnten die Kinder erst einmal ihr Wissen unter Beweis stellen und zeigen, dass sie etwas von der Mülltrennung verstehen.
Auch Upcycling ist ein Thema
Angeleitet von Bildungsreferentin und Trainerin Anna Schaffrath von Weltblick lernten die Schüler am Ende sogar etwas über Upcycling – also wie man aus vermeintlichem Abfall etwas Neues erschaffen kann. „Am Anfang wissen die Kinder noch gar nicht so viel über richtiges Sortieren von Müll. Aber sie lernen unglaublich schnell und sind sehr wissbegierig“, sagt Schaffrath.
Der ein oder andere Ausflug
Das Konzept der Ferienakademie bringt Schulen und außerschulische Lernorte zusammen – zumindest in den vergangenen Jahren. Auch in diesem Jahr gab es den ein oder anderen Ausflug. „Viele Dinge haben wir aber wegen Corona einfach direkt an die Schule geholt“, sagt Ramona Zirmer, die die Koordinatorin an der Don-Bosco-Schule ist.
Als außerschulische Bildungspartner sind in diesem Jahr unter anderem die Naturerlebnis-Werkstatt Alsdorf, das Industriemuseum Zinkhütter Hof in Stolberg, das Ökologie-Zentrum Aachen, Ingenieure ohne Grenzen und das Science College Overbach in Jülich beteiligt.
Am Ende der zwei Wochen werden die Schüler ihren Eltern dann auch zeigen, was sie erlebt und gelernt haben. Diesmal allerdings in einem etwas kleineren Rahmen – damit auch die Präsentationen Corona-konform ablaufen.
Für die Überlassung des Berichtes vom 8. 7. 2020 danken wir ganz herzlich der Lokalredaktion der Eschweiler Nachrichten und der Eschweiler Zeitung.