Die Offene Ganztagsschule der Don-Bosco-Schule verfügt nun über eine „Leseoase“. In lesefreundlicher Atmosphäre sollen Kinder die Gelegenheit erhalten, zu verweilen, in Geschichten einzutauchen und zu schmökern.

Der Hinweis erfolgte im Juni 2022, wenige Tage vor Beginn der Sommerferien. „Das Bildungsbüro der Städteregion Aachen setzte uns vom Projekt ‚Leseoasen – Leseförderung im Ganztag‘ in Kenntnis, hinter dem die Kinderrechtsorganisation ‚Save the Children‘ steht und das Kinder für Bücher begeistern und zum Lesen animieren soll“, berichtet Ramona Neumann. Die pädagogische Leiterin der Offenen Ganztagsschule (OGS) der Don-Bosco-Schule zögerte keine Sekunde und formulierte gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Nina Löwen und dem gesamten OGS-Team eine Bewerbung.
Mit Erfolg. Denn im folgenden August erhielt Mariethres Kaleß als Vorsitzende des Eschweiler Ortsverbandes des Kinderschutzbundes, in dessen Trägerschaft sich die OGS der Don-Bosco-Schule befindet, die Zusage der Projektverantwortlichen von „Save the children“. Der Startschuss für eine „Leseoase“ in der Bildungseinrichtung der Eschweiler Innenstadt konnte erfolgen.
Zum einen stellte die Postbank als Projektunterstützer Fördermittel in Höhe von 5000 Euro zur Beschaffung der Einrichtung sowie von Büchern und elektronischen Medien zur Verfügung. Zum anderen vermittelte und vermittelt die Lese- und Literaturpädagogin Dr. Susanne Klinkhamels acht pädagogischen Fachkräften der OGS Don-Bosco Fachwissen und Methoden zur außerunterrichtlichen Förderung von Lesekompetenz. Und nicht zuletzt wurden die Hauptpersonen des Projekts, die Kinder, in die Entstehung der „Leseoase“, die am vergangenen Freitag eingeweiht und somit „in Betrieb genommen“ werden konnte, einbezogen.
„Partizipation, also Teilhabe, ist der wichtigste Aspekt des Projekts“, unterstreicht Dr. Susanne Klinkhamels. „Die Schülerinnen und Schüler haben selbst überlegt, wie ihre Leseoase aussehen soll und diese mitgestaltet. Deshalb betrachten sie diesen Raum als ihren Raum. Die Nutzung erfolgt dann von selbst“, ist die Lese- und Literaturpädagogin überzeugt, dass sich niemand um die Auslastung der Leseoase Sorgen machen muss. Ein weiteres Indiz nennt Ramona Neumann: „Die Kinder haben ihrer Leseoase den Namen ‚Traumraum‘ gegeben.“ Auslöser dürfte die imaginäre Traumreise gewesen sein, auf die sich im zurückliegenden Schuljahr rund 100 damalige Zweit- und Drittklässler mit ihren Gruppenleitungen machten. Im Anschluss entstanden Bilder und Plakate, die nun die Leseoase zieren.
Auch in die Auswahl der Bücher, die genau wie einige Tonieboxen zur Ausstattung gehören, waren die Grundschülerinnen und Grundschüler involviert. „Wir haben die Kinder gefragt, welche Themen sie interessieren und dies mit den Verantwortlichen von ‚Save the children‘ besprochen. Mit Hilfe des örtlichen Buchhandels konnten die Bücher dann besorgt werden“, machen Ramona Neumann und Nina Löwen deutlich.
Dr. Susanne Klinkhammels betont darüber hinaus die Bedeutung der Präsentation der Bücher. „Wichtig ist, dass sich in der Leseoase keine vollgestopften Regale befinden. Die Kinder sollen nicht durch die Menge von Büchern überfordert werden.“ Ebenso seien unter den Büchern keine „Bleiwüsten“ vorhanden. „Im Angebot sollen sich auch Sachbücher, textlose Bildergeschichten, mehrsprachige Bücher und gute Comics, die in Deutschland unverständlicherweise wenig Ansehen genießen, befinden“, erklärt die Trainerin.
Im weiteren Verlauf des Projekts „Leseoasen“ rücke dann ein aus zehn Einheiten bestehendes Umsetzungsprogramm, dessen Konzept in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main entwickelt wurde, in den Blickpunkt. „In der ersten Einheit wählen die Kinder die in den folgenden neun Einheiten zu lesenden Bücher selbst aus. Der zweite Baustein besteht dann aus einem Vorlesegespräch, das dialogisch erfolgt. Das heißt, die Kinder werden in die Geschichte einbezogen. Sie sollen und müssen bemerken, dass das Vorlesen etwas mit ihnen zu tun hat“, erläutert Dr. Susanne Klinkhamels.
Anschließend folgt das „Buddy-Reading“ (gemeinsam mit einem Kumpel lesen), bei dem sich zwei OGS-Kinder gemeinsam mit dem jeweiligen Buch beschäftigen und zu zweit in die Geschichte eintauchen. Den Abschluss bildet dann eine „vorlesebezogene Aktivität“, die spielerischer, gestalterischer oder szenischer Natur sein kann.
„In vielen Kinderköpfen befindet sich das Bild des Nichtlesers. Dieses Selbstbild gilt es zu verändern“, nennt die Lese- und Literaturpädagogin ein Ziel. „Auch vorgelesen zu bekommen bedeutet, sich mit dem Lesen zu beschäftigen. Gleiches gilt für Comics. Wichtig ist, den Kindern Selbstvertrauen zu vermitteln, damit sie sich trauen, zu lesen und auch vorzulesen.“ Um das Selbstbewusstsein zu fördern, sind in der Leseoase der OGS der Don-Bosco-Schule auch eine ganze Reihe von Büchern zu finden, die die Rechte von Kindern thematisieren.
Und keinesfalls zu kurz kommt der Wohlfühlgedanke: Über 24 Sitzmöglichkeiten verfügt der „Traumraum“ mit Matten, einer Couch, Sitzkissen und Stühlen. „Die Leseoase strahlt eine einladende, gemütliche Atmosphäre aus“, finden Ramona Neumann, Nina Löwen, Mariethres Kaleß und Dr. Susanne Klinkhamels übereinstimmend. Und ernten zustimmendes Kopfnicken von den Grundschülerinnen und Grundschülern, denen in Zukunft die wichtigste Aufgabe obliegt. Die Leseoase der OGS Don-Bosco mit Leben zu füllen.
Andreas Röchter
Für die Überlassung des Berichtes vom 30.10.2023 danken wir ganz herzlich der Redaktion der Eschweiler Zeitung.