Von Hürden der Integration, die über die deutsche Sprache hinausgehen

Eschweiler Seit 2015 kümmern sich die Ehrenamtler der Gruppe „Mehr-als-Deutsch“ um Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Diese zu befähigen, möglichst bald auf eigenen Beinen zu stehen, lautet das grundsätzliche Ziel.
Zu Beginn ein paar nüchterne Zahlen: Derzeit sind 13 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler innerhalb der Gruppe „Mehr-als-Deutsch“ tätig, in der aktuell rund 50 bis 60 Menschen begleitet werden, die nach Deutschland geflüchtet sind. Im Jahr 2022 wurden rund 2000 Unterrichtsstunden zum Spracherwerb gegeben. Hinzu kamen und kommen zahlreiche Stunden der Vorbereitung für alle sonstigen Aktivitäten und Begleitungen.
Denn das Ziel der Gruppe, die im Eschweiler Ortsverein des Kinderschutzbundes organisiert ist, geht über das reine Erlernen der deutschen Sprache hinaus. „Wir haben unseren Namen ganz bewusst gewählt. Schließlich möchten wir Menschen im übertragenen Sinne an die Hand nehmen, damit sie sich hier integrieren, um möglichst bald auf eigenen Beinen zu stehen. Um dieses in die Tat umsetzen zu können, ist die Sprache natürlich ein wichtiger Schlüssel. Aber eben nicht der einzige“, betont Dr. Wolfgang Rüsges als Koordinator der Gruppe.
Zu den wichtigsten Voraussetzungen, auch im „deutschen Alltag“ anzukommen, gehöre natürlich der regelmäßige Kontakt zu Deutschen. Doch gerade daran hapere es. „In den von uns angebotenen Gesprächskreisen für Fortgeschrittene hören wir immer wieder von den Geflüchteten, wie schwierig es ist, Kontakte aufzubauen. Sie befürchten teilweise, ihre Sprachkenntnisse in Deutsch wieder zu verlieren, weil sie so selten mit Muttersprachlern ins Gespräch kommen“, so Rüsges.
Tawab Alemi Ahmad kann dies bestätigen. Der Afghane aus Masar-e-Scharif, dessen Vater in seinem Heimatland zu den Ortskräften gehörte, die für die Bundesrepublik tätig waren, wurde vor rund zwei Jahren mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern nach Deutschland ausgeflogen. Mit im Gepäck hatte der IT-Ingenieur ein abgeschlossenes Studium. Allerdings keinerlei Vorkenntnisse in Sachen deutscher Sprache.
Zu den wichtigsten Voraussetzungen, auch im „deutschen Alltag“ anzukommen, gehöre natürlich der regelmäßige Kontakt zu Deutschen. Doch gerade daran hapere es. „In den von uns angebotenen Gesprächskreisen für Fortgeschrittene hören wir immer wieder von den Geflüchteten, wie schwierig es ist, Kontakte aufzubauen. Sie befürchten teilweise, ihre Sprachkenntnisse in Deutsch wieder zu verlieren, weil sie so selten mit Muttersprachlern ins Gespräch kommen“, so Rüsges.
Tawab Alemi Ahmad kann dies bestätigen. Der Afghane aus Masar-e-Scharif, dessen Vater in seinem Heimatland zu den Ortskräften gehörte, die für die Bundesrepublik tätig waren, wurde vor rund zwei Jahren mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern nach Deutschland ausgeflogen. Mit im Gepäck hatte der IT-Ingenieur ein abgeschlossenes Studium. Allerdings keinerlei Vorkenntnisse in Sachen deutscher Sprache.
Zunächst sei es durchaus schwierig gewesen, sich in Menschen hineinzuversetzen, die zum Teil nicht sicher lesen können. Als Folge habe sich nach etwa zwei Jahren eine gewisse Müdigkeit eingestellt. Über die Bekanntschaft zu Wolfgang Rüsges lernte Christine Zittel dann vor einigen Jahren die Initiative „Mehr-als-Deutsch“ kennen, die viel mehr biete als ausschließlich schulorientierten Unterricht. „Hier entwickeln sich auch persönliche Beziehungen zu den Menschen“, hebt die Pädagogin hervor. Dies schließe gemeinsames Lachen genauso ein wie das Trost spenden, falls dies notwendig ist.
„Die Lehrenden führen hier keine Monologe. Bei uns sind alle aufgefordert, zu reden. Es soll gesprochen und nicht zuletzt auch miteinander diskutiert werden. Wir fragen die Lernenden, welche Themen sie interessieren. Daraus sind schon häufig tolle Diskussionen entstanden. Denn es geht ja auch darum, dass die geflüchteten Menschen lernen, auf Deutsch zu argumentieren“, erklärt Wolfgang Rüsges, der froh ist, dass die Infrastruktur im Pastor-Zohren-Haus hervorragende Möglichkeiten biete. „Das hier investierte Geld wird für etwas genutzt, wofür die Kirche auch stehen soll.“
So entwickele sich die Initiative weiter. Das Prinzip laute: „Vieles ist wahnsinnig schwierig, aber dennoch machbar!“ Die im August 2022 ins Leben gerufenen Gesprächskreise als Reaktion auf den Hinweis der Flüchtlinge, abseits des Erlernens deutscher Grammatik nicht genug ins freie Sprechen zu kommen, haben im positivsten Sinne zu einer „Explosion“ geführt, bestätigt auch Tawab Alemi Ahmad mit einem Kopfnicken.
Der Informationstechniker, der im Oktober die Sprachprüfung B1 bestehen möchte, soll auch von einem neuen Kurs profitieren, der vor Kurzem startete und die Aussprache in den Blick nimmt. „In 15 Einheiten wird sich eine Logopädin des Themas annehmen. Dabei geht es auch darum, den geflüchteten Menschen die Bedeutung deutlicher Artikulation zu vermitteln. Was auch bedeutet, dass sie das Selbstbewusstsein entwickeln, in angemessener Lautstärke zu sprechen. Wobei die Betonung durchaus auf laut liegt“, unterstreichen Christine Zittel und Wolfgang Rüsges, die zusammen mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern nach den Herbstferien auch Schülerinnen und Schüler aus den Internationalen Klassen der Adam-Ries-Schule unterstützen möchten.
Jede Menge guter Wille ist also vorhanden. Dennoch treiben die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler Gedanken zwischen Hoffen und Bangen um. „Gibt es in Eschweiler vielleicht ein IT-Unternehmen, das Tawab Alemi Ahmad die Chance zu einem Praktikum bietet? Und wer hat Lust, die hier versammelten positiven Menschen zu unterstützen?“, formuliert Christine Zittel Fragen. Wolfgang Rüsges stellt aber auch klar: „Wir möchten hier Menschen unterstützen, die durch ihr Verhalten eindeutig dokumentieren, sich in die deutsche Gesellschaft einbringen zu wollen. Und wir bemühen uns um eine klare Trennung von Personen, die der Meinung sind, Deutschland sei eine Hängematte.“
Generell sei es aber empfehlenswert, zumindest den Versuch zu unternehmen, auch einmal die Perspektive der Geflüchteten einzunehmen. Und niemals zu vergessen, dass sich hinter den nüchternen Zahlen Menschen verbergen.
Wann und wo?
Der Unterricht innerhalb der Gruppe „Mehr-als-Deutsch“ findet montags- und dienstagsvormittags im Pastor-Zohren-Haus, Am Burgfeld 9, sowie dienstags- und donnerstagsvormittags im Jugendheim der Pfarre St. Severin Weisweiler, Severinstraße 9, statt. Darüber hinaus werden montags und dienstags von 8.30 bis 10 Uhr sowie dienstags und mittwochs von 17 beziehungsweise 17.30 bis etwa 19 Uhr Gesprächskreise für die in der Sprache Deutsch Fortgeschrittenen angeboten.
Wer die Menschen der Gruppe kennenlernen möchte, ist am Samstag, 30. September, herzlich eingeladen. Dann startet ab 17 Uhr im und um das Pastor-Zohren-Haus das „Fest der Nationen“. Wer weitere Informationen erhalten oder sich einbringen möchte, kann unter Tel. 02403/8819197 und der E-Mail-Adresse wolfgang@dr-ruesges.de Kontakt aufnehmen.
Für die Überlassung des Berichtes vom 28.09.2023 danken wir ganz herzlich der Redaktion der Eschweiler Zeitung.