Unsere Vorsitzende Frau Mariethres Kaleß hat für den Kinderschutzbund an dieser tollen Veranstaltung teilgenommen.
Eschweiler Am Blausteinsee stehen nun elf Bäume, die an Opfer rechter Gewalt erinnern sollen. Mitglieder des Eschweiler Integrationsrates berichten von ihren Erfahrungen mit Rassismus im Alltag.
Die weißen Rosen leuchten in der strahlenden Spätsommersonne, an elf Bäumen haben die Gäste sie befestigt. Sie dienen allerdings nicht der Dekoration, sondern dem Gedenken; der Hintergrund ist ein ernster. Die Aktion „10+1 Bäume“ soll landesweit auf die Opfer rechter Gewalt aufmerksam machen und nun auch am Blausteinsee in Eschweiler ein Zeichen gegen Rassismus und Extremismus setzen.
„Ein Erinnerungsort wie dieser trägt das Gedenken in den öffentlichen Raum und ist ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur“, stellt Menderes Özdal fest. Die Aktion rege zum Nachdenken und Hinterfragen an und könne helfen, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie zu bewahren. Der Vorsitzende des Eschweiler Integrationsrates ist überzeugt, dass Rassismus nach wie vor kein Randphänomen darstelle, sondern tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sei. „Dabei geht es nicht nur um Gewaltdelikte.“
Immer noch gebe es viele alltägliche Situationen, in denen Menschen mit Vorurteilen begegnet werde. Das weiß auch Demet Jawher-Özkesemen aus eigener Erfahrung. Die Integrationsbeauftragte der Stadt Eschweiler und Geschäftsführerin des Integrationsrates hat türkische Wurzeln, ist aber in Deutschland geboren. „Wenn Menschen mich fragen, woher ich komme, antworte ich: ‚Aus Würselen.‘ Aber häufig folgt die Frage, woher ich denn wirklich stamme.“ Ihre Tochter habe ganz offiziell keinen Migrationshintergrund mehr, da beide Eltern in Deutschland geboren sind. Und trotzdem blieben die gleichen Fragen.
Solche Momente beschäftigen Jawher-Özkesemen und machen sie nachdenklich. „Es ist schade, sich immer erklären zu müssen. Häufig geben die Menschen uns so das Gefühl, dass wir nicht dazugehören“, sagt sie. Das gelte auch in Bezug auf die deutsche Sprache. Natürlich sei sie extrem wichtig für die Integration, aber viele Menschen mit Migrationshintergrund behielten auch bei guten Sprachkenntnissen ihren Akzent. „Das führt häufig automatisch dazu, dass man schlechter wahrgenommen wird und das Zugehörigkeitsgefühl leidet.“
Und nicht nur die Sprache selbst, sondern auch Namen könnten eine Hürde darstellen. „Ein ausländischer Name ruft häufig eine andere Wertigkeit hervor“, weiß die Integrationsbeauftragte. Zudem hätten einige Menschen Probleme mit der Aussprache, aber würden sich nicht besonders viel Mühe geben, die vermeintlich fremden Namen zu lernen und ihren Mitmenschen so Wertschätzung entgegenzubringen.
Um Rassismus im Alltag zu minimieren, müsse jeder einzelne die eigene Vision ändern und die Vielfalt als positiv erachten. „Es muss einfach eine Selbstverständlichkeit sein, mit vielen Nationalitäten und Generationen zusammenzuleben“, fordert Demet Jawher-Özkesemen. Eschweiler als Stadtgesellschaft sei auf einem guten Weg; viele Projekte und Veranstaltungen würden bei einer gelungenen Integration helfen. „Aber wichtig ist der Wille, sich selbst zu sensibilisieren.“
Menderes Özdal ist zuversichtlich, dass die Entwicklung zumindest in Eschweiler in die richtige Richtung geht. „Hier gehen Menschen aufeinander zu und versuchen, ein gutes Miteinander zu gestalten. Aber Integration muss auf zwei Seiten passieren“, mahnt der Vorsitzende des Integrationsrates. Dem stimmt Nadine Leonhardt zu. Die Eschweiler Bürgermeisterin (SPD) betont: „Wir können nicht das gesamte Weltgeschehen ändern, aber jeder von uns kann ändern, wie wir hier vor Ort zusammenleben.“
„Worte führen zu Taten“, ist Leonhardt mit Blick auf Hassreden im Internet und in den Sozialen Netzwerken sicher. Deshalb müsse die Gesellschaft zusammenstehen und gemeinsam dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit verschiedener Gemeinschaften intensiviert werde. Deshalb müsse die Gesellschaft zusammenstehen und gemeinsam dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit verschiedener Gemeinschaften intensiviert werde.
Die neu gepflanzten elf Bäume am Blausteinsee sollen dabei helfen. „Das hier ist ein Treffpunkt. Viele Familien kommen vorbei und können ihren Kindern erklären, welche Bedeutung dieser Ort hat“, sagt Menderes Özdal. Deshalb sei der Standort an einer der beliebtesten Freizeitattraktionen der Stadt genau richtig – ganz im Gegensatz zu einem Friedhof, der zwischenzeitlich ebenfalls als möglicher Standort gehandelt wurde. „Ein Friedhof ist eine Ruhestätte, keine Gedenkstätte“, ist Özdal überzeugt.
Für die Überlassung des Berichtes vom 07.09.2023 danken wir ganz herzlich der Redaktion der Eschweiler Nachrichten.